„Wenn du den lieben Gott zum Lachen bringen willst – mach Pläne.“ Auf diesen Spruch stieß ich einst in einer Fernsehserie. Seitdem ist er mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Und wenn sich so ein Glaubenssatz erstmal im Kopf eingenistet hat und nach Bestätigung sucht findet er sie auch. In der Psychologie sagen wir dazu selbsterfüllende Prophezeiung.
An ganz unterschiedlichen Punkten im Leben müssen wir Entscheidungen treffen. Entweder weil ein Ziel gerade erreicht wurde oder eben nicht erreicht wurde (z.B. Abschluss oder Abbruch von Schule, Ausbildung oder Studium) oder weil sich Möglichkeiten ergeben, die wir bei unserer ursprünglichen Zielplanung noch nicht in Betracht ziehen konnten (Z.B. ein neues Jobangebot in einer anderen Stadt, ein Hauskauf oder eine Familiengründung). Fakt ist, wir haben zwei ähnlich gute Alternativen.
Viele stellen sich dann die Frage: „Welches Ziel ist mir wichtiger?“ Darin impliziert ist meist die Frage: Bin ich bereit, eins meiner Ziele (z.B. Karriere machen), aufzugeben, um einem anderen Ziel, dass sich aus einem Angebot ergibt zu folgen (z.B. ein Haus in der Heimat kaufen, Quereinstieg in einen völlig anderen Job o.ä.)?
Der „Locus of Control“
Nun gibt es in der Psychologie in dieser Hinsicht grob gesagt zwei Typen von Menschen: Die sogenannten Internals verfolgen und fokussieren konsequent ihre Ziele und setzen diese in die Tat um. Sie lassen sich dabei durch nichts und niemanden beirren. Diese Menschen haben einen so genannten internen „locus of control“ (deutsch: Kontrollüberzeugungen); Darum „internals“). Sie gehen vereinfacht gesagt davon aus, dass sie selbst ihres Glückes Schmied sind und sie mit ihren eigenen Handlungen erheblichen Einfluss auf ihr Leben nehmen können. Gleichzeitig haben diese Menschen auch ein großes Bedürfnis über ihr Leben selbst zu entscheiden. Diese inneren Einstellungen führen zu der oben beschriebenen hohen Zielstrebigkeit und dazu, dass die gesetzten Ziele auch häufig erreicht werden. Dabei besteht jedoch die Gefahr, dass sie sich auf dem Weg zum Ziel ergebende Möglichkeiten ohne Rücksicht auf Verluste ausschlagen. Überspitzt kann man sagen: „Was nicht im Plan steht, kommt nicht vor.“ Der Zielerreichung ordnen sie alles unter, was nicht der Zielerreichung dient.
Externals hingegen sind der Ansicht, dass die Dinge, die ihnen passieren durch externe Faktoren wie Glück, Pech, Schicksal, Vorherbestimmung etc. geschehen. Sie sind weniger auf ein Ziel fokussiert, sondern entscheiden je nach Situation was gerade besser passt. Der Vorteil ist, dass sie so offen bleiben für sich bietende Chancen und sie diese flexibel am Schopf packen können. Es besteht jedoch die Gefahr, dass ein External ein mittelfristig gesetztes Ziel schnell wieder aus den Augen verliert, weil es für den Moment ein attraktiveres Angebot.
Internals sind also eher zielstrebig, Externals lassen sich also mehr von äußeren Einflüssen treiben. Keiner der beiden Typen ist besser oder schlechter. Es sind einfach unterschiedliche Strategien im Umgang mit Lebensentscheidungssituationen. Denn das wichtigste: beide Strategien können glücklich machen. Wichtig ist, sich der Vor- und Nachteile bewusst zu sein und einen Umgang damit zu finden. Der Internal wird froh sein, wenn sein Ziel erreicht ist und er sich ein neues stecken kann, welches er vielleicht auf dem Weg liegen lassen musste. Der external nimmt in Kauf, dass er sein gestecktes Ziel später erreicht, er aber über viele Umwege auch die Umgebung kennengelernt hat.
Im Wald, zwei Wege boten sich mir dar… (Robert Frost)
Wie treffe ich gute Lebensentscheidungen?
Aber was mache ich denn nun konkret, wenn ich mal wieder an einer Weggabelung des Lebens stehe und nicht weiterweiß? Eine der häufigsten Methoden ist wahrscheinlich die Pro- und Contraliste. Man schreibt alle Punkte auf die dafür sprechen xy zu tun und alle Punkte die dagegensprechen. Je nach dem kann man einzelne Punkte auch noch unterschiedlich gewichten und dann entscheidet man sich für die Variante, die auf mehr Punkte kommt.
Das Problem bei dieser Liste ist nur: Häufig ist es unmöglich alle notwendigen Informationen zu bekommen, wie das Leben wird, wenn ich mich für oder gegen xy entscheide. Oder wie Ruth Chang es in ihrem Ted-Talk formulierte: „Wenn doch nur Gott oder Netflix mir eine DVD schicken würden, mit meinen beiden möglichen Lebenswegen nach der Entscheidung drauf.“ Leider (oder zum Glück?) hat so eine DVD noch nie jemand bekommen. Daher wirbt Chang dafür, sich einfach zu entscheiden ohne lange über die Konsequenzen nachzudenken, da bei schwierigen Entscheidungen grundsätzlich die möglichen Alternativen positive Aspekte haben und der Mensch im Nachhinein ohnehin großartig darin ist, gute Rechtfertigungsgründe zu finden warum man sich so oder so entschieden hat. Das ist ein Prozess, der nach einer Entscheidung einsetzt. Hierbei entsteht jedoch ein Problem, welches ich auch bei der Pro-Contra-Liste sehe. Die Punkte für die sich nicht entschieden wurden, fallen unter den Tisch. Doch häufig kommen Sie irgendwann wieder zum Vorschein. Das Gespenst des Bereuens geht um. Man fragt sich immer wieder: „Was wäre wohl gewesen, wenn…“ Vor allem in Momenten, in denen es einem nicht so gut geht.
Dieses Problem löst eine Art der Anwendung der Methode des inneren Teams. Hierbei geht es darum sich ähnlich wie bei der Pro-Contra-Liste für beide Alternativen zu fragen, welche Erwartungen, Hoffnungen, Träume, Ängste oder Befürchtungen diese oder jene Entscheidung bei mir weckt. Jeder dieser „inneren Stimmen“ weise ich ein Teammitglied zu. Zum Beispiel könnte es sein, dass Job A mir mehr Gehalt bietet. Mein innerer Finanzminister würde daher sagen: „Denk an das Geld wähle Job A!“ Doch schon wiederspricht der innere Gelassenheitsbeauftragte: „Job A ist viel zu stressig! In Job B gibt es weniger Geld, aber dafür ist es auch weniger belastend.“ In der Art und Weise können eine unbestimmte Anzahl von Teammitgliedern entstehen. Und für eine gute Entscheidung sollten, wie in einem richtigen Team alle gehört werden. Sonst könnte man es bereuen! Die Kunst besteht also darin, möglichst viel Positives aus beiden Entscheidungen miteinander zu verbinden. Im hier gemachten Beispiel könnte ich Job A annehmen unter der Voraussetzung, dass mir flexible oder reduzierte Arbeitszeiten ermöglicht werden, um ausreichend Erholung zu bekommen. Oder ich nehme Job B an, und versuche ein höheres Gehalt oder andere Kompensationsleistungen zu bekommen. Ich versuche also scheinbare Gegensätze miteinander zu verbinden. Schulz von Thun nennt das „Die innere Ratsversammlung“. Denn die Mitglieder des inneren Teams handeln einen (im Idealfall) für Alle tragfähigen Konsens aus. Auf diese Weise leistet das Modell zweierlei: erstens wird man sich selbst klarer darüber, was man eigentlich will und zweitens hat man im Idealfall nichts zu bereuen.
Und das beste: Das innere Team eignet sich sowohl für Internals als für Externals.
Quellen und weiterführende Links:
http://mds.marshall.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1013&context=acct_faculty
https://www.ted.com/talks/ruth_chang_how_to_make_hard_choices?language=de#t-195029
http://www.inneres-team.de/miss-lexikon
Selbsttest Internal/External: http://www.mccc.edu/~jenningh/Courses/documents/Rotter-locusofcontrolhandout.pdf
Stefan privat: Zu Gast im Podcast „Das Leben ungeschnitten“
in Allgemein/von stefanpetersBereits im Januar war ich zu Gast im Podcast von Karin Ertl und Charlotte Cordes mit dem schönen Titel: „Das Leben ungeschnitten“. Auch wenn ich heute NACH meiner Krankheit noch mehr zu erzählen gehabt hätte ist es doch ein schöner Podcast geworden. Danke an Lotte und Karin für die Einladung.
Den Podcast finden Sie hier
Stefan Peters zu Gast im YouTube-Kanal „Let’s play table tennis“
in Allgemein, Mein Angebot, Persönlichkeit, Presse/von stefanpetersAm 16.01.2021 habe ich Oli vom YouTube-Kanal Let’s play table tennis in seinem Home-Studio besucht. Währenddessen sind mehrere Videos entstanden. Wir plaudern über die Psychologie im Tischtennis, mentales Training und geben Tipps für Hobby-TT-Spieler. Die Videos erschienen im Zeitraum vom 30.01.2021 – 07.02.2021. Alle vier Videos findest Du hier. Viel Spaß beim schauen.
https:/www.youtube.com/watch?v=_kbookpB0yQ&t
Die Stimmung kippt… aber sie kippt doch nicht.
in Allgemein/von stefanpetersStefan Peters zu Gast im Podcast Souverän, Gelassen, Erfolgreich von Christian Bremer
in Allgemein/von stefanpetersSpeaking beim Business Netzwerken Berlin
in Allgemein, Kommunikation, Mein Angebot, Presse/von stefanpetersFeedback für Berufseinsteiger – Interview in der Unicum Beruf
in Kommunikation, Presse/von stefanpetersMit schwierigen Menschen leichter umgehen
in Kommunikation, Mein Angebot, Persönlichkeit/von stefanpetersVor ein paar Tagen habe ich im Rahmen des Business Netzwerken Berlin einen Vortrag zum obigen Thema gehalten. Den gesamten Vortrag könnt Ihr euch hier anschauen.
Film: Matthias Gottwald
Warum macht er/sie das???
in Kommunikation, Persönlichkeit/von stefanpetersSicher hat sich jeder schon einmal die obige Frage gestellt. Ich wollte von Euch wissen, in welchen Situationen euch diese Frage bereits in den Sinn kam. Viele Zuschriften haben mich auf den unterschiedlichsten Wegen erreicht. Dafür erstmal ein großes DANKE!
Zusammengekommen ist eine schöne Bandbreite verschiedenster Situationen, hier eine Auswahl:
„Als Kind habe ich meine Mutter gefragt, ob sie mich Freitag zum Sport fahren könnte. Da ist sie plötzlich ausgerastet und hat mich angebrüllt, ob sie hier nur der Butler sei.“
„Von Erdogan wählen bis mir keinen Orangensaft mitbringen ist alles dabei.“
„Regelmäßig passiert es, dass ich etwas mit meiner Mitbewohnerin vereinbare bzw. sie es sogar selbst vorschlägt (z.B. die Häufigkeit des Putzens), sie sich aber dann trotzdem nicht daranhält. Oder sogar behauptet, sie würde es immer tun, obwohl ich genau weiß, dass sie es nicht macht.“
Alles Situationen, in denen man sich fragt: Warum tut dieser Mensch das?
Diese Handlungen ergeben für uns auf den ersten Blick keinen Sinn.
Und in diesem Satz liegt der Hase im Pfeffer nämlich genau gesagt in den zwei Worten „für uns“.
Die Kölsche Volksseele weiß: „Jeder Jeck is anders!“ Der Psychologe sagt: Jeder von uns hat ein eigenes System aus interindividuell unterschiedlichen Wahrnehmungen, Gedanken, Gefühlen, Werten, Erfahrungen, Grundüberzeugungen, Stimmungen, Zukunftsvorstellungen und Sichtweisen.
Dieses System wird in der Literatur häufig als Eisbergmodell betitelt, da all die genannten Dinge für einen anderen Menschen nicht sichtbar sind – also genau wie der größte Teil eines Eisberges – „unter der Wasseroberfläche“ liegen. Und eben tief in diesem Eisberg des anderen Menschen, vor uns verborgen, liegt häufig der Grund für sein Verhalten. So kommt es, dass wir nicht jedes Verhalten des Anderen verstehen. Es irritiert uns oder macht uns sogar wütend. Weil der/die Andere sich scheinbar grundlos aufregt, Erdogan wählt, obwohl er/sie doch in einem demokratischen Land gut lebt, mir keinen O-Saft mitbringt oder sich nicht an Vereinbarungen hält oder sogar nachweislich falsche Behauptungen aufstellt.
Die Frage ist: Müssen wir den Grund immer kennen? Reicht es nicht vielleicht einfach die Annahme zu treffen, dass der/diejenige gute Gründe hatte, sich so zu verhalten, wie er sich verhalten hat? In jedem Fall macht es einen Unterschied, wenn ich einem Menschen Böses unterstelle oder wenn ich einfach davon ausgehe, dass er einen guten Grund gehabt hat sich so verhalten. Natürlich kann dies auch ein egoistischer Grund aus der Sicht des Handelnden sein. Aber in seinem System, in seinem Eisberg ist das trotzdem ein guter Grund. Wir verstehen diesen Grund oft nicht, weil wir ein anderes System haben und nicht tief genug in das System des Gegenübers eintauchen (können).
Vera Birkenbihl sagte einmal „Er [das Gegenüber] hat ein Recht seine Insel [Birkenbihls Ausdruck für den Eisberg] genauso legitim zu finden, wie ich meine [Insel].“
Probieren Sie es mal aus. Merken Sie sich: Jeder hat für sein Verhalten einen guten Grund! Sie werden Menschen offener und weniger verurteilend, beleidigend und nachtragend begegnen. Häufig ist das sehr energiesparend – für Sie und Ihre Mitmenschen.
P.S. Eine wichtige Ergänzung besteht allerdings darin, dass jeder selbst entscheidet, wie weit er den Weg des Verständnisses beschreiten will!
Zuhören – die am häufigsten unterschätzte menschliche Fähigkeit
in Kommunikation/von stefanpetersNeulich in einem Elektronikladen: für mein neues Smartphone wollte ich eine Schutzhülle kaufen. Ich schaue mich also um und bin zunächst über die Preise etwas geschockt. Naiverweise war ich von einer Investition von ca. 10 € – vielleicht 15 € – ausgegangen. Was ich sah, waren Preise von etwa 40+ €. Ich ging weiter durch die Reihen und siehe da, es gab auch „günstige“ Modelle (20-25 €). Plötzlich sprach mich ein Verkäufer an und es kam in etwa zu folgendem Dialog (Gedächtnisprotokoll, kein Anspruch auf Vollständigkeit):
Verkäufer: „Kann ich Ihnen helfen?“
Ich: „Nein danke. Ich schau erstmal!“
Verkäufer: „Die wirklich guten Schutzhüllen sind weiter vorne im Gang.“
Ich (in Gedanken): Welchen Teil von „nein“ hat er nicht verstanden???
Ich sage: „Die habe ich schon gesehen, aber die Preise sind da ja auch beträchtlich höher.“
Verkäufer: „Ja aber dafür ist die Qualität auch besser. In den Tests haben die das Handy aus einer Höhe von 100 Metern auf Stein fallen lassen und es nicht kaputt gegangen.“
Ich: „Ich habe nicht vor mein Handy Hundert Meter fallen zu lassen.“
Verkäufer: „Das war ja auch nur ein Test der verdeutlichen soll, wie stabil die Hülle ist.“ Ein Kollege wirft sein Handy hier immer zur Demonstration quer durch den Laden und es nimmt kein Schaden.“
Ich: „Auch das habe ich nicht vor!“
Verkäufer: „Nein, aber sehen sie hier. (Er nimmt ein günstiges Produkt in die Hand). Das ist Hartplastik. Das bricht leicht. Dann müssen sie sich eine neue Hülle kaufen. Dann haben sie auch 40 € ausgegeben. Dann können sie auch gleich mehr ausgeben und haben länger was davon.“
Ich: „Wie gesagt: Ich habe nicht vor mein Handy fallen zu lassen. Mein letztes Smartphone hat zwei Jahre ohne einen nennenswerten Kratzer überlebt. Und dafür hatte ich eine teure Versicherung abgeschlossen.“
Er: „Ja, aber man kann ja nicht von der Vergangenheit auf die Zukunft schließen.“
Ich: „Das sehe ich anders.“
Verkäufer: „Aber es kann ja immer mal passieren, dass es einem aus der Hand fällt.“
Ich: „Sicher. Gibt es denn etwas in diesem Preissegment, was sie mir empfehlen können?“
Verkäufer: „Ich würde es nicht machen, aber ist ja Ihre Entscheidung.“ (Dreht sich um und geht).
Ich betrachtete die günstigen Waren genauer, hatte aber in keiner Weise mehr Lust darauf in diesem Geschäft etwas zu kaufen und verließ nach kurzer Zeit den Laden.
Unterm Strich wäre keine Beratung für den Markt besser gewesen, als diese Beratung! Denn ohne Beratung hätte ich wahrscheinlich dort eines der günstigen Produkte gekauft und der Markt hätte 20 € mehr Umsatz und einen zufriedenen Kunden. So haben Sie 0 € Umsatz und einen unzufriedenen Kunden, der es weitererzählt und diesen Blogartikel schreibt.
Was hat das aber nun mit zuhören zu tun? Der Verkäufer hätte vielleicht eine Chance gehabt, mir etwas zu verkaufen, wenn er mir zugehört hätte. Doch er hat lieber seine Verkaufspräsentation gehalten, die komplett an meinen Bedürfnissen vorbeiging. Sogar aus diesem suboptimalen Gesprächsverlauf hätte man mindestens zwei bis drei wichtige Informationen für ein zielorientiertes Verkaufsgespräch gewinnen können, wenn man gewollt hätte. 1. Ich werfe keine Smartphones durch die Luft. -> Ich passe gut auf mein Smartphone auf. 2. Ich will keine 40 € ausgeben. Und noch viel wichtiger: Eigentlich hätte ich in Ruhe gelassen werden wollen!!! (Siehe Beginn des Gespräches). Meiner Meinung nach besteht der Kern guter Verkaufsgespräche nach wie vor aus offenen Fragen, die darauf abzielen die Bedürfnisse des Kunden wirklich zu verstehen. Das aber hat wiederum etwas mit einer Grundhaltung zu tun!
Vertrauensvoller Abschluss oder wurde der Kunde über den Tisch gezogen?
Wenn ich als Verkäufer die Grundhaltung habe: Der Verkauf ist ein Spiel, der Kunde ist mein Gegner und ich muss Ihn im Wettstreit der Argumente und Einwände besiegen, kann kein angenehmes Gesprächsklima entstehen. Beide Gesprächspartner gehen in den Kampfmodus. Wenn der Kunde dann kauft, kauft er nicht aus Überzeugung, sondern aus Verzweiflung und dem Wunsch sich der unangenehmen Situation zu entziehen. Für den Moment hat der Verkäufer gewonnen. Doch langfristig verliert der Verkäufer: Denn der Kunde wird nie wieder seinen Laden betreten. Ganz anders als der Kunde, der zunächst ganz offen nach seinen Vorstellungen, Präferenzen und Vorerfahrungen gefragt wird und auf dieser Grundlage eine maßgeschneiderte Empfehlung erhält. Dann findet ein Gespräch auf Augenhöhe statt, weil die Grundhaltung des Verkäufers eine andere ist: „Ich möchte verstehen, was du brauchst und willst!“. Das Ziel ist, dass beide etwas gewinnen. Der Verkäufer einen erfolgreichen Verkaufsabschluss und der Kunde ein Produkt, welches er wirklich braucht. Folge: Beide gehen abends glücklich nach Hause und der Kunde empfiehlt das Geschäft weiter: „Da wird man wirklich gut beraten.“ Die Techniken, die es dazu benötigt, sind gar nicht so schwer. Manche haben sie im Laufe Ihres Lebens verlernt. Eine davon heißt „gut zuhören…“
Wie gutes Zuhören funktioniert, und wie sie es förderlich in unterschiedlichen Kontexten anwenden können, bringe ich Ihnen gerne in einer Fortbildung bei…
Quellen:
Schilling, G. Verkaufstraining. Schilling Verlag.
Und wie soll es jetzt weitergehen? – Typen von Zielverfolgern und Methoden für gute Lebensentscheidungen
in Bewerbung, Persönlichkeit/von stefanpeters„Wenn du den lieben Gott zum Lachen bringen willst – mach Pläne.“ Auf diesen Spruch stieß ich einst in einer Fernsehserie. Seitdem ist er mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Und wenn sich so ein Glaubenssatz erstmal im Kopf eingenistet hat und nach Bestätigung sucht findet er sie auch. In der Psychologie sagen wir dazu selbsterfüllende Prophezeiung.
An ganz unterschiedlichen Punkten im Leben müssen wir Entscheidungen treffen. Entweder weil ein Ziel gerade erreicht wurde oder eben nicht erreicht wurde (z.B. Abschluss oder Abbruch von Schule, Ausbildung oder Studium) oder weil sich Möglichkeiten ergeben, die wir bei unserer ursprünglichen Zielplanung noch nicht in Betracht ziehen konnten (Z.B. ein neues Jobangebot in einer anderen Stadt, ein Hauskauf oder eine Familiengründung). Fakt ist, wir haben zwei ähnlich gute Alternativen.
Viele stellen sich dann die Frage: „Welches Ziel ist mir wichtiger?“ Darin impliziert ist meist die Frage: Bin ich bereit, eins meiner Ziele (z.B. Karriere machen), aufzugeben, um einem anderen Ziel, dass sich aus einem Angebot ergibt zu folgen (z.B. ein Haus in der Heimat kaufen, Quereinstieg in einen völlig anderen Job o.ä.)?
Der „Locus of Control“
Nun gibt es in der Psychologie in dieser Hinsicht grob gesagt zwei Typen von Menschen: Die sogenannten Internals verfolgen und fokussieren konsequent ihre Ziele und setzen diese in die Tat um. Sie lassen sich dabei durch nichts und niemanden beirren. Diese Menschen haben einen so genannten internen „locus of control“ (deutsch: Kontrollüberzeugungen); Darum „internals“). Sie gehen vereinfacht gesagt davon aus, dass sie selbst ihres Glückes Schmied sind und sie mit ihren eigenen Handlungen erheblichen Einfluss auf ihr Leben nehmen können. Gleichzeitig haben diese Menschen auch ein großes Bedürfnis über ihr Leben selbst zu entscheiden. Diese inneren Einstellungen führen zu der oben beschriebenen hohen Zielstrebigkeit und dazu, dass die gesetzten Ziele auch häufig erreicht werden. Dabei besteht jedoch die Gefahr, dass sie sich auf dem Weg zum Ziel ergebende Möglichkeiten ohne Rücksicht auf Verluste ausschlagen. Überspitzt kann man sagen: „Was nicht im Plan steht, kommt nicht vor.“ Der Zielerreichung ordnen sie alles unter, was nicht der Zielerreichung dient.
Externals hingegen sind der Ansicht, dass die Dinge, die ihnen passieren durch externe Faktoren wie Glück, Pech, Schicksal, Vorherbestimmung etc. geschehen. Sie sind weniger auf ein Ziel fokussiert, sondern entscheiden je nach Situation was gerade besser passt. Der Vorteil ist, dass sie so offen bleiben für sich bietende Chancen und sie diese flexibel am Schopf packen können. Es besteht jedoch die Gefahr, dass ein External ein mittelfristig gesetztes Ziel schnell wieder aus den Augen verliert, weil es für den Moment ein attraktiveres Angebot.
Internals sind also eher zielstrebig, Externals lassen sich also mehr von äußeren Einflüssen treiben. Keiner der beiden Typen ist besser oder schlechter. Es sind einfach unterschiedliche Strategien im Umgang mit Lebensentscheidungssituationen. Denn das wichtigste: beide Strategien können glücklich machen. Wichtig ist, sich der Vor- und Nachteile bewusst zu sein und einen Umgang damit zu finden. Der Internal wird froh sein, wenn sein Ziel erreicht ist und er sich ein neues stecken kann, welches er vielleicht auf dem Weg liegen lassen musste. Der external nimmt in Kauf, dass er sein gestecktes Ziel später erreicht, er aber über viele Umwege auch die Umgebung kennengelernt hat.
Im Wald, zwei Wege boten sich mir dar… (Robert Frost)
Wie treffe ich gute Lebensentscheidungen?
Aber was mache ich denn nun konkret, wenn ich mal wieder an einer Weggabelung des Lebens stehe und nicht weiterweiß? Eine der häufigsten Methoden ist wahrscheinlich die Pro- und Contraliste. Man schreibt alle Punkte auf die dafür sprechen xy zu tun und alle Punkte die dagegensprechen. Je nach dem kann man einzelne Punkte auch noch unterschiedlich gewichten und dann entscheidet man sich für die Variante, die auf mehr Punkte kommt.
Das Problem bei dieser Liste ist nur: Häufig ist es unmöglich alle notwendigen Informationen zu bekommen, wie das Leben wird, wenn ich mich für oder gegen xy entscheide. Oder wie Ruth Chang es in ihrem Ted-Talk formulierte: „Wenn doch nur Gott oder Netflix mir eine DVD schicken würden, mit meinen beiden möglichen Lebenswegen nach der Entscheidung drauf.“ Leider (oder zum Glück?) hat so eine DVD noch nie jemand bekommen. Daher wirbt Chang dafür, sich einfach zu entscheiden ohne lange über die Konsequenzen nachzudenken, da bei schwierigen Entscheidungen grundsätzlich die möglichen Alternativen positive Aspekte haben und der Mensch im Nachhinein ohnehin großartig darin ist, gute Rechtfertigungsgründe zu finden warum man sich so oder so entschieden hat. Das ist ein Prozess, der nach einer Entscheidung einsetzt. Hierbei entsteht jedoch ein Problem, welches ich auch bei der Pro-Contra-Liste sehe. Die Punkte für die sich nicht entschieden wurden, fallen unter den Tisch. Doch häufig kommen Sie irgendwann wieder zum Vorschein. Das Gespenst des Bereuens geht um. Man fragt sich immer wieder: „Was wäre wohl gewesen, wenn…“ Vor allem in Momenten, in denen es einem nicht so gut geht.
Dieses Problem löst eine Art der Anwendung der Methode des inneren Teams. Hierbei geht es darum sich ähnlich wie bei der Pro-Contra-Liste für beide Alternativen zu fragen, welche Erwartungen, Hoffnungen, Träume, Ängste oder Befürchtungen diese oder jene Entscheidung bei mir weckt. Jeder dieser „inneren Stimmen“ weise ich ein Teammitglied zu. Zum Beispiel könnte es sein, dass Job A mir mehr Gehalt bietet. Mein innerer Finanzminister würde daher sagen: „Denk an das Geld wähle Job A!“ Doch schon wiederspricht der innere Gelassenheitsbeauftragte: „Job A ist viel zu stressig! In Job B gibt es weniger Geld, aber dafür ist es auch weniger belastend.“ In der Art und Weise können eine unbestimmte Anzahl von Teammitgliedern entstehen. Und für eine gute Entscheidung sollten, wie in einem richtigen Team alle gehört werden. Sonst könnte man es bereuen! Die Kunst besteht also darin, möglichst viel Positives aus beiden Entscheidungen miteinander zu verbinden. Im hier gemachten Beispiel könnte ich Job A annehmen unter der Voraussetzung, dass mir flexible oder reduzierte Arbeitszeiten ermöglicht werden, um ausreichend Erholung zu bekommen. Oder ich nehme Job B an, und versuche ein höheres Gehalt oder andere Kompensationsleistungen zu bekommen. Ich versuche also scheinbare Gegensätze miteinander zu verbinden. Schulz von Thun nennt das „Die innere Ratsversammlung“. Denn die Mitglieder des inneren Teams handeln einen (im Idealfall) für Alle tragfähigen Konsens aus. Auf diese Weise leistet das Modell zweierlei: erstens wird man sich selbst klarer darüber, was man eigentlich will und zweitens hat man im Idealfall nichts zu bereuen.
Und das beste: Das innere Team eignet sich sowohl für Internals als für Externals.
Quellen und weiterführende Links:
http://mds.marshall.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1013&context=acct_faculty
https://www.ted.com/talks/ruth_chang_how_to_make_hard_choices?language=de#t-195029
http://www.inneres-team.de/miss-lexikon
Selbsttest Internal/External: http://www.mccc.edu/~jenningh/Courses/documents/Rotter-locusofcontrolhandout.pdf