Stefan Peters zu Gast im YouTube-Kanal „Let’s play table tennis“

Am 16.01.2021 habe ich Oli vom YouTube-Kanal Let’s play table tennis in seinem Home-Studio besucht. Währenddessen sind mehrere Videos entstanden. Wir plaudern über die Psychologie im Tischtennis, mentales Training und geben Tipps für Hobby-TT-Spieler. Die Videos erschienen im Zeitraum vom 30.01.2021 – 07.02.2021. Alle vier Videos findest Du hier. Viel Spaß beim schauen.

https:/www.youtube.com/watch?v=_kbookpB0yQ&t

Mit schwierigen Menschen leichter umgehen

Vor ein paar Tagen habe ich im Rahmen des Business Netzwerken Berlin einen Vortrag zum obigen Thema gehalten. Den gesamten Vortrag könnt Ihr euch hier anschauen.

Film: Matthias Gottwald

Warum macht er/sie das???

Sicher hat sich jeder schon einmal die obige Frage gestellt. Ich wollte von Euch wissen, in welchen Situationen euch diese Frage bereits in den Sinn kam. Viele Zuschriften haben mich auf den unterschiedlichsten Wegen erreicht. Dafür erstmal ein großes DANKE!

Zusammengekommen ist eine schöne Bandbreite verschiedenster Situationen, hier eine Auswahl:

„Als Kind habe ich meine Mutter gefragt, ob sie mich Freitag zum Sport fahren könnte. Da ist sie plötzlich ausgerastet und hat mich angebrüllt, ob sie hier nur der Butler sei.“

„Von Erdogan wählen bis mir keinen Orangensaft mitbringen ist alles dabei.“

„Regelmäßig passiert es, dass ich etwas mit meiner Mitbewohnerin vereinbare bzw. sie es sogar selbst vorschlägt (z.B. die Häufigkeit des Putzens), sie sich aber dann trotzdem nicht daranhält. Oder sogar behauptet, sie würde es immer tun, obwohl ich genau weiß, dass sie es nicht macht.“

Alles Situationen, in denen man sich fragt: Warum tut dieser Mensch das?

Diese Handlungen ergeben für uns auf den ersten Blick keinen Sinn.

Und in diesem Satz liegt der Hase im Pfeffer nämlich genau gesagt in den zwei Worten „für uns“.

Die Kölsche Volksseele weiß: „Jeder Jeck is anders!“ Der Psychologe sagt: Jeder von uns hat ein eigenes System aus interindividuell unterschiedlichen Wahrnehmungen, Gedanken, Gefühlen, Werten, Erfahrungen, Grundüberzeugungen, Stimmungen, Zukunftsvorstellungen und Sichtweisen.

Dieses System wird in der Literatur häufig als Eisbergmodell betitelt, da all die genannten Dinge für einen anderen Menschen nicht sichtbar sind – also genau wie der größte Teil eines Eisberges – „unter der Wasseroberfläche“ liegen. Und eben tief in diesem Eisberg des anderen Menschen, vor uns verborgen, liegt häufig der Grund für sein Verhalten. So kommt es, dass wir nicht jedes Verhalten des Anderen verstehen. Es irritiert uns oder macht uns sogar wütend. Weil der/die Andere sich scheinbar grundlos aufregt, Erdogan wählt, obwohl er/sie doch in einem demokratischen Land gut lebt, mir keinen O-Saft mitbringt oder sich nicht an Vereinbarungen hält oder sogar nachweislich falsche Behauptungen aufstellt.

Die Frage ist: Müssen wir den Grund immer kennen? Reicht es nicht vielleicht einfach die Annahme zu treffen, dass der/diejenige gute Gründe hatte, sich so zu verhalten, wie er sich verhalten hat? In jedem Fall macht es einen Unterschied, wenn ich einem Menschen Böses unterstelle oder wenn ich einfach davon ausgehe, dass er einen guten Grund gehabt hat sich so verhalten. Natürlich kann dies auch ein egoistischer Grund aus der Sicht des Handelnden sein. Aber in seinem System, in seinem Eisberg ist das trotzdem ein guter Grund. Wir verstehen diesen Grund oft nicht, weil wir ein anderes System haben und nicht tief genug in das System des Gegenübers eintauchen (können).

Vera Birkenbihl sagte einmal „Er [das Gegenüber] hat ein Recht seine Insel [Birkenbihls Ausdruck für den Eisberg] genauso legitim zu finden, wie ich meine [Insel].“

Probieren Sie es mal aus. Merken Sie sich: Jeder hat für sein Verhalten einen guten Grund! Sie werden Menschen offener und weniger verurteilend, beleidigend und nachtragend begegnen. Häufig ist das sehr energiesparend – für Sie und Ihre Mitmenschen.

P.S. Eine wichtige Ergänzung besteht allerdings darin, dass jeder selbst entscheidet, wie weit er den Weg des Verständnisses beschreiten will!

Und wie soll es jetzt weitergehen? – Typen von Zielverfolgern und Methoden für gute Lebensentscheidungen

„Wenn du den lieben Gott zum Lachen bringen willst – mach Pläne.“ Auf diesen Spruch stieß ich einst in einer Fernsehserie. Seitdem ist er mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Und wenn sich so ein Glaubenssatz erstmal im Kopf eingenistet hat und nach Bestätigung sucht findet er sie auch. In der Psychologie sagen wir dazu selbsterfüllende Prophezeiung.

An ganz unterschiedlichen Punkten im Leben müssen wir Entscheidungen treffen. Entweder weil ein Ziel gerade erreicht wurde oder eben nicht erreicht wurde (z.B. Abschluss oder Abbruch von Schule, Ausbildung oder Studium) oder weil sich Möglichkeiten ergeben, die wir bei unserer ursprünglichen Zielplanung noch nicht in Betracht ziehen konnten (Z.B. ein neues Jobangebot in einer anderen Stadt, ein Hauskauf oder eine Familiengründung). Fakt ist, wir haben zwei ähnlich gute Alternativen.

Viele stellen sich dann die Frage: „Welches Ziel ist mir wichtiger?“ Darin impliziert ist meist die Frage: Bin ich bereit, eins meiner Ziele  (z.B. Karriere machen), aufzugeben, um einem anderen Ziel, dass sich aus einem Angebot ergibt zu folgen (z.B. ein Haus in der Heimat kaufen, Quereinstieg in einen völlig anderen Job o.ä.)?

Der „Locus of Control“

Nun gibt es in der Psychologie in dieser Hinsicht grob gesagt zwei Typen von Menschen: Die sogenannten Internals verfolgen und fokussieren konsequent ihre Ziele und setzen diese in die Tat um. Sie lassen sich dabei durch nichts und niemanden beirren. Diese Menschen haben einen so genannten internen „locus of control“ (deutsch: Kontrollüberzeugungen); Darum „internals“). Sie gehen vereinfacht gesagt davon aus, dass sie selbst ihres Glückes Schmied sind und sie mit ihren eigenen Handlungen erheblichen Einfluss auf ihr Leben nehmen können. Gleichzeitig haben diese Menschen auch ein großes Bedürfnis über ihr Leben selbst zu entscheiden. Diese inneren Einstellungen führen zu der oben beschriebenen hohen Zielstrebigkeit und dazu, dass die gesetzten Ziele auch häufig erreicht werden. Dabei besteht jedoch die Gefahr, dass sie sich auf dem Weg zum Ziel ergebende Möglichkeiten ohne Rücksicht auf Verluste ausschlagen. Überspitzt kann man sagen: „Was nicht im Plan steht, kommt nicht vor.“ Der Zielerreichung ordnen sie alles unter, was nicht der Zielerreichung dient.

Externals hingegen sind der Ansicht, dass die Dinge, die ihnen passieren durch externe Faktoren wie Glück, Pech, Schicksal, Vorherbestimmung etc. geschehen. Sie sind weniger auf ein Ziel fokussiert, sondern entscheiden je nach Situation was gerade besser passt. Der Vorteil ist, dass sie so offen bleiben für sich bietende Chancen und sie diese flexibel am Schopf packen können. Es besteht jedoch die Gefahr, dass ein External ein mittelfristig gesetztes Ziel schnell wieder aus den Augen verliert, weil es für den Moment ein attraktiveres Angebot.

Internals sind also eher zielstrebig, Externals lassen sich also mehr von äußeren Einflüssen treiben. Keiner der beiden Typen ist besser oder schlechter. Es sind einfach unterschiedliche Strategien im Umgang mit Lebensentscheidungssituationen. Denn das wichtigste: beide Strategien können glücklich machen. Wichtig ist, sich der Vor- und Nachteile bewusst zu sein und einen Umgang damit zu finden. Der Internal wird froh sein, wenn sein Ziel erreicht ist und er sich ein neues stecken kann, welches er vielleicht auf dem Weg liegen lassen musste. Der external nimmt in Kauf, dass er sein gestecktes Ziel später erreicht, er aber über viele Umwege auch die Umgebung kennengelernt hat.

Im Wald, zwei Wege boten sich mir dar… (Robert Frost)

Wie treffe ich gute Lebensentscheidungen?

Aber was mache ich denn nun konkret, wenn ich mal wieder an einer Weggabelung des Lebens stehe und nicht weiterweiß? Eine der häufigsten Methoden ist wahrscheinlich die Pro- und Contraliste. Man schreibt alle Punkte auf die dafür sprechen xy zu tun und alle Punkte die dagegensprechen. Je nach dem kann man einzelne Punkte auch noch unterschiedlich gewichten und dann entscheidet man sich für die Variante, die auf mehr Punkte kommt.

Das Problem bei dieser Liste ist nur: Häufig ist es unmöglich alle notwendigen Informationen zu bekommen, wie das Leben wird, wenn ich mich für oder gegen xy entscheide. Oder wie Ruth Chang es in ihrem Ted-Talk formulierte: „Wenn doch nur Gott oder Netflix mir eine DVD schicken würden, mit meinen beiden möglichen Lebenswegen nach der Entscheidung drauf.“ Leider (oder zum Glück?) hat so eine DVD noch nie jemand bekommen. Daher wirbt Chang dafür, sich einfach zu entscheiden ohne lange über die Konsequenzen nachzudenken, da bei schwierigen Entscheidungen grundsätzlich die möglichen Alternativen positive Aspekte haben und der Mensch im Nachhinein ohnehin großartig darin ist, gute Rechtfertigungsgründe zu finden warum man sich so oder so entschieden hat. Das ist ein Prozess, der nach einer Entscheidung einsetzt. Hierbei entsteht jedoch ein Problem, welches ich auch bei der Pro-Contra-Liste sehe. Die Punkte für die sich nicht entschieden wurden, fallen unter den Tisch. Doch häufig kommen Sie irgendwann wieder zum Vorschein. Das Gespenst des Bereuens geht um. Man fragt sich immer wieder: „Was wäre wohl gewesen, wenn…“ Vor allem in Momenten, in denen es einem nicht so gut geht.

Dieses Problem löst eine Art der Anwendung der Methode des inneren Teams. Hierbei geht es darum sich ähnlich wie bei der Pro-Contra-Liste für beide Alternativen zu fragen, welche Erwartungen, Hoffnungen, Träume, Ängste oder Befürchtungen diese oder jene Entscheidung bei mir weckt. Jeder dieser „inneren Stimmen“ weise ich ein Teammitglied zu. Zum Beispiel könnte es sein, dass Job A mir mehr Gehalt bietet. Mein innerer Finanzminister würde daher sagen: „Denk an das Geld wähle Job A!“ Doch schon wiederspricht der innere Gelassenheitsbeauftragte: „Job A ist viel zu stressig! In Job B gibt es weniger Geld, aber dafür ist es auch weniger belastend.“ In der Art und Weise können eine unbestimmte Anzahl von Teammitgliedern entstehen. Und für eine gute Entscheidung sollten, wie in einem richtigen Team alle gehört werden. Sonst könnte man es bereuen! Die Kunst besteht also darin, möglichst viel Positives aus beiden Entscheidungen miteinander zu verbinden. Im hier gemachten Beispiel könnte ich Job A annehmen unter der Voraussetzung, dass mir flexible oder reduzierte Arbeitszeiten ermöglicht werden, um ausreichend Erholung zu bekommen. Oder ich nehme Job B an, und versuche ein höheres Gehalt oder andere Kompensationsleistungen zu bekommen. Ich versuche also scheinbare Gegensätze miteinander zu verbinden. Schulz von Thun nennt das „Die innere Ratsversammlung“. Denn die Mitglieder des inneren Teams handeln einen (im Idealfall) für Alle tragfähigen Konsens aus. Auf diese Weise leistet das Modell zweierlei: erstens wird man sich selbst klarer darüber, was man eigentlich will und zweitens hat man im Idealfall nichts zu bereuen.

Und das beste: Das innere Team eignet sich sowohl für Internals als für Externals.

 

Quellen und weiterführende Links:

http://mds.marshall.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1013&context=acct_faculty

https://www.ted.com/talks/ruth_chang_how_to_make_hard_choices?language=de#t-195029

http://www.inneres-team.de/miss-lexikon

Selbsttest Internal/External: http://www.mccc.edu/~jenningh/Courses/documents/Rotter-locusofcontrolhandout.pdf

Spiele in Trainings – Sinnlose Zeitverschwendung oder fruchtbare Persönlichkeitsentwicklung?

„Wir wollen hier wirklich am Thema arbeiten und nicht sinnlose Spiele spielen, die mit dem eigentlichen Kern nichts zu tun haben.“ In der Art äußerte sich neulich eine Teilnehmerin im Rhetorik-Seminar zu Ihren Befürchtungen. Ich hatte schon befürchtet, sie würde sich generell gegen spielerisches Lernen verschließen. Stattdessen hatte sie völlig zurecht einen didaktischen Qualitätsanspruch. Ich konnte die Teilnehmerin beruhigen und im Seminarverlauf auch vollends zufriedenstellen. Aber ich fragte mich: Woher kommt diese Befürchtung?

Als ich diese Frage einer ehemaligen Kollegin stellte, entgegnete sie direkt: „Ich glaube, dass einige Trainer solche Spiele nur zum Zeitvertreib machen, um die Trainingszeit rumzukriegen oder die Teilnehmer bei Laune zu halten.“ Letzteres kann (zur Aktivierung der Teilnehmer) durchaus ein berechtigter Grund für eine spielerische Methode sein. Und genau darum sollte es immer gehen: Um die (didaktischen) Gründe für die Methode.

Natürlich gibt es auch Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht gerne spielen. Warum wende ich dann spielerische Methoden und sogar Improvisationsmethoden in meinen Seminaren an?

Die Antwort: Weil lernen über Kommunikation auch immer etwas mit Persönlichkeitsentwicklung zu tun hat! Und Persönlichkeitsentwicklung funktioniert außerhalb der Komfortzone wesentlich effektiver. Wenn die Übung dann noch didaktisch sinnvoll in das Konzept eingebunden und mit einem konstruktiven Feedback verbunden wird, dann können wir in unserem versiegelten Buch meist eine neue Seite aufschlagen. Schließlich ist nichts langweiliger als ewig dieselben Buchseiten zu lesen. Also: Was ist IHR nächstes Kapitel?

Sie wollen neue Seiten an sich oder in Ihrem Team entdecken oder neue Wege der Kommunikation beschreiten? Dann buchen Sie ein Training bei mir. Ich freue mich auf Ihre Kontaktaufnahme.